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Das Zigeunerhölzchen

Station 9
Die Sage

An einem angenehmen Sommertag war es wieder einmal soweit, dass Zigeuner im Hölzchen ihr Lager aufschlugen. Als die Kunde davon in die Dörfer getragen wurde, kam immer Unruhe auf. Die Frauen holten schnell noch ihre Wäsche von den Leinen. Jetzt war erhöhte Wachsamkeit geboten! Jedes Hundebellen wurde verdächtig in Augenschein genommen. Die Zigeunerfrauen zogen recht oft mit ihren Kindern bettelnd von Haus zu Haus. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, verschwand dabei auf Nimmerwiedersehen. Den Kindern hatte man damals jeglichen Umgang mit diesem „fahrenden Gesindel“ verboten. Doch eines Abends trieb die Neugier ein paar Lobaser Knaben in die Nähe des Zigeunerlagers. Sie beobachteten, wie die Zigeunerjungen mit großen Knüppeln einem Igel hinterher rannten, der sich im Gebüsch versteckt hatten. Jedoch die gnadenlosen Igeljäger gaben nicht gleich auf. Sie traktierten den Igel solange mit den Knüppeln und Steinen, bis dessen Lebenslicht erloschen war. Dann packten sie Lehm und das tote Tier und formten daraus eine Kugel. Diese legten sie ins Lagerfeuer und ließen den Igel solange backen, bis er gar war. Die Lehmkugel wurde dann mit einem Stock aus der Glut gerollt und anschließend zerschlagen. Dabei blieb das Stachelkleid des Igels in der Lehmkruste stecken und ließ sich so recht gut vom gebackenen Fleisch lösen. Im Handumdrehen war dann auch der Igel von den Zigeunern verspeist.
Eine alte Zigeunerin hatte inzwischen ein weiteres Lagerfeuer entfacht. Über diesem brodelte ein riesiger Kupferkessel. Ab und zu rührte die Frau den Inhalt des Kessels um und fügte Kräuter und Gewürze der kochenden Suppe hinzu. Während sie dann umrührte, murmelte sie ständig etwas vor sich her. Dies und der feurige Blick der Zigeunerin bereiteten nun den Kindern ein wenig Angst. Die Knaben wollten sich gerade aus dem Staub machen, als unter ohrenbetäubendem Zischen eine riesige Rauchwolke, die den Leibhaftigen umhüllte, aus dem Kessel stieg. Um nicht in die Fänge des Teufels zu geraten, nahmen die zu Tode erschrockenen Buben ihre Beine in die Hände und rannten Hals über Kopf, ohne sich noch einmal umzuschauen, ins nahe gelegene Lobas. Total außer Atem berichteten sie dann endlich ihren Eltern das ungeheuerliche Erlebnis. Seit diesem Tage wurde nun das Zigeunerhölzchen besonders gemieden, wenn fahrendes Volk dort lagerte.

Wissenswertes zur Station

Zwischen Würchwitz und Kayna, liegt auf halbem Weg rechter Hand ein kleines Wäldchen, das so genannte Zigeunerhölzchen.