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Peter Merseburger - Ehrenbürger der Stadt Zeitz verstorben

Pressemeldung der Stadt Zeitz vom 21.02.2022

Am 15. Februar 2022 verstarb der in Zeitz geborene Peter Merseburger im Alter von 93 Jahren in Berlin. Der gebürtige Zeitzer prägte als Journalist, Fernsehmoderator, ARD-Korrespondent, Chefredakteur und Sachbuchautor die bundesdeutsche Medienlandschaft. Er war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Nach seinem Abitur nahm er ein Studium der Germanistik, Geschichte und Soziologie in Halle auf. Auf Grund politischer Probleme verließ er jedoch seine Heimat, wechselte nach Marburg, und beendete sein Studium hier 1950. Nach seinem Abschluss und einem Volontariat bei der „Hannoverschen Presse“ begann Peter Merseburger dort auch seine journalistische Laufbahn und wurde Kulturredakteur. Nach Stationen bei der „Neuen Ruhr- Zeitung“ und dem „Spiegel“ kam er schließlich zum Norddeutschen Rundfunk (NDR). 1967 übernahm er hier die Leitung und die Moderation des TV- Magazins „Panorama“, dessen Gesicht und Stimme er wurde. Dieses Magazin prägte Peter Merseburger ebenso wie seine Vorgänger als Produkt eines investigativen, kritischen Journalismus, der häufig die Zensur-Intervention der Politik provozierte. Peter Merseburgers klare Ansage 1967 „Panorama ist wachsam und kritisch, aber fair“.

Mit seinen Beiträgen, in denen er die Schattenseiten des ausgehenden Wirtschaftswunders aufzeigte, erreichte „Panorama“ ein großes Publikum sowie eine Quote von oft mehr als 30 Prozent. „Panorama“ zeigte unter seiner Regie Sympathien für die Studentenbewegung, für Willy Brandts Ostpolitik und artikulierte gleichzeitig den Wunsch junger Menschen nach gesellschaftlicher Liberalisierung. Als 1974 ein Beitrag von Alice Schwarzer über damals moderne Abtreibungsmethoden nach massiver politischer Intervention in letzter Minute aus der Sendung genommen wurde, verweigerte Peter Merseburger die Moderation. Seine Worte lösten auch immer wieder Streit und Debatten aus, ob als Moderator des Magazins „Panorama“ oder auch später als Korrespondent der ARD. Auf seine Berichte und Kommentare folgte oft eine nicht immer sanfte Gegenreaktion.

1977 wurde er Korrespondent und Studioleiter der ARD in verschiedenen Hauptstädten der Welt, so in Washington D.C. (1977 – 1982), in Ost- Berlin (1982 – 1987) und in London (1987 – 1991). Einen nachhaltigen Eindruck seiner Korrespondententätigkeit hinterließ Peter Merseburger während seiner Zeit in Ost- Berlin. In der sozialliberalen Ära der SPD- Kanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt hatte die Bundesrepublik Deutschland ihr Verhältnis zur DDR weitestgehend normalisiert. Nun waren auch Fernsehberichterstattungen aus dem anderen deutschen Staat möglich. Das Interesse eines breiten Fernsehpublikums im damals noch geteilten Deutschland weckte er durch seine einzigartige Berichterstattung aus Ost- Berlin, die ein erhellendes Bild über den spätsozialistischen Staat in seiner realen Existenz zeichnete.

Mit der Sendereihe „Deutsches aus der anderen Republik“ lieferte Peter Merseburger ein in der Bundesrepublik bisher nicht bekanntes Bild vom Alltag der DDR. Viele Bürger der damaligen DDR erfuhren durch seine Reportagen unbekannte Tatsachen aus ihrem eigenen Land. Peter Merseburger war ein Bürger zwischen Ost und West. Die Erfahrungen, die er in diesen Jahren sammelte, fasste er später in dem 1988 erschienen Buch „Grenzgänger“ zusammen. Nach seiner Zeit in Ost- Berlin wurde Merseburger 1987 zum Leiter des ARDStudios nach London berufen, wo er die Nachfolge von Wolf von Lojewski antrat. Diese Funktion legte er jedoch 1991 mit seiner vorzeitigen Pensionierung nieder.

Er gehörte zu einer Gruppe von Journalisten, denen der nachhakende politische Journalismus eine wirkliche Herzensangelegenheit war. Der stets streitbare Journalist, spielt als Publizist und Dokumentarfilmer aber auch weiterhin eine bedeutende Rolle im politischen Journalismus der Bundesrepublik. Für seine journalistische Arbeit erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen. Für sein Lebenswerk bekam er den „Fritz- Sänger-Preis“. Seit seinem Rückzug aus dem Fernsehgeschäft arbeitet Peter Merseburger als freischaffender Schriftsteller, lebte abwechselnd in Berlin und Südfrankreich und schrieb 3 Bücher. Zunächst eines über Kurt Schumacher, dann eines über Willy Brandt und zuletzt über Rudolf Augstein. Für seine Brandt- Biografie erhielt Peter Merseburger 2003 den Deutschen Bücherpreis.

Mit Peter Merseburer verliert die Stadt Zeitz und die deutsche Medienlandschaft eine Persönlichkeit, dem der nachhakende politische Journalismus eine Herzensangelegenheit war. Mit der Würdigung seines Lebenswerkes wurde er 2008 Ehrenbürger der Stadt Zeitz. Wir gedenken Herrn Peter Merseburger in Achtung und Anerkennung und werden ihn und seine Arbeiten in Erinnerung behalten.

21.02.2022 
Quelle: Stadt Zeitz