Vorlage - IV/STR/80/1111/07
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„Kloster Posa bietet wie kein anderer Ort in Zeitz eine Verbindung von Natur und Geschichte. Nirgends sonst lassen sich die kulturellen Leistungen der hiesigen Menschen in ihrer ganzen Bandbreite erfahren und erleben. Die vom Menschen ausgenutzten natürlichen Gegebenheiten spiegeln sich in der Anlage einer Burg auf dem Bergsporn wider. Der Blick über das Elstertal, aber auch die landwirtschaftliche Nutzung durch Ackerbau sowie Obst- und Weinbau zeigen die durch den Menschen veränderte Natur, die so zur Kulturlandschaft wird. Die Geschichte der Burg und des Klosters zeugen von den kulturellen Fähigkeiten der Menschen etwa im Bauwesen, der Wirtschaft, der Religion etc.. Dadurch ist Kloster Posa aus kulturhistorischer und kulturtouristischer Sicht der bedeutendste Ort in Zeitz.“
(Dr. Trimpert)
Sich diesem Zitat anschließend, ist es das Streben der Stadt Zeitz, gemeinsam mit dem Pächter, dem Verein zur Förderung der ländlichen Region Süd Sachsen-Anhalt e.V., das Klosterareal einer neuen kulturellen und wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.
Im Vertrag heißt es: Der Nutzer entwickelt Wirtschafts- und Beschäftigungsprojekte für das Vertragsobjekt und arbeitet an der Erweiterung des Kultur- und Freizeitangebotes in der Stadt Zeitz und der ländlichen Umgebung.
Von den vielfältigen Leistungen, die seit 2001 erbracht wurden, sollen hier folgende genannt werden:
Sanierung der Einfriedungsmauern nach außen und im Innenbereich
Sanierung des Ententeiches
Fassadensanierung Schafstall und Haupthaus
Sanierung des Düngerschuppens und Umnutzung zu Stall und Scheune
Neuanlage des Klostergartens mit Aussichtsplattform und Grillplatz
Herrichten von Büro-, Aufenthalts- und Versammlungsräumen im Haupthaus
Errichtung neuer Sanitäranlagen
Bergung, Aufarbeitung und Lagerung von Baustoffen
Sanierung der Streuobstwiese
Errichtung eines Trimm- und Erlebnispfades
Internetauftritt
Durchführung von Veranstaltungen wie Klostermarkt, Hörbuchabend, Theateraufführung; Angebot von Führungen
Existenzgründung: Imbiss und Internethandel mit regionalen landw. Produkten
Das Nutzungskonzept besteht aus drei Komponenten:
1. die wirtschaftliche Ausrichtung:
. Zentrum für regionale landwirtschaftliche Produkte und Produkte aus eigenem Anbau
(Küchenkräuter)-Internethandel (gegründet)
. Gastronomie ( Imbiss gegründet; mittel- bis langfristig Restaurant)
. Bikerhotel
. Obstverarbeitung zu Fruchtaufstrichen und Säften
. Lehrwerkstatt für alte Handwerkstechniken
. Ausstellung und Handel mit historischen und nachwachsenden Baustoffen
regenerative Energiegewinnung
2. soziale Ausrichtung:
. Maßnahmen des geförderten Arbeitsmarktes durchführen
. Haustierhaltung; die Tradition der Domäne weiterführend und darüber hinaus Vorschulkindern
die Möglichkeit bietend, im Rahmen von Projekttagen die Lebensweise bzw. Haltung nahe zu
bringen und Verantwortungsbewusstsein entwickeln
3. kulturelle Ausrichtung:
. Veranstaltungen
. Ausstellungen
. Schreibstube für Besucher
. Erlebnis- und Trimmpfad
übergreifend:
Projektzentrum für Schulklassen zu den Themen Regionalgeschichte, Energiegewinnung, Ökologie, Tiere
Die verschiedenen Nutzungskomponenten sollen dazu beitragen, dass Kloster Posa Angebote für verschiedene Altersgruppen und Interessenlagen bietet und so genügend Besucher anzieht, um das Areal tragfähig zu nutzen.
In Bezug auf die einzelnen Gebäude, sieht das Konzept die Nutzung wie folgt vor:
1. Haupthaus:
. Büro, Sanitär- und Pausenräume im EG
Schreibstube, Archiv, Versammlungsraum im 1.OG
Übernachtungsmöglichkeiten für Studenten etc. im DG
2. Kuhstall:
. Toiletten, Imbiss, Internethandel, Werkzeuglager
3. Scheune:
. Baustofflager, Schau –und Lehrwerkstatt
4. Leutehaus:
. Wohnung für Angestellte (z.B. Hausmeister)
5. Schweinestall:
. Nebengelass zur Wohnung oder Lager
6. Schafstall:
. Veranstaltungs- und Ausstellungshalle;
zukünftig Museum/ Handwerk/ Gastronomie
7. Düngerschuppen:
. Stall und Scheune
8. Pferdestall
. Bikerhotel (Wohnen im Obergeschoss, Werkstatt und Garage im Erdgeschoss)
9. Futterküche:
. Obstverarbeitung
10. Abtshaus:
. Ausstellungsfläche
Das Abtshaus ist zweifelsfrei das wichtigste Gebäude des gesamten Komplexes.
Die künftige Nutzung des Abtshauses zielt in erster Linie darauf ab, das Objekt erlebbar zu machen. Auf Grund seines hohen historischen Wertes ist eine Veränderung des Gebäudezuschnittes nicht erstrebenswert.
Die vier Gewölbetonnen im Erdgeschoss des Gebäudes können sowohl als Räume zum Verkosten und Kaufen und/ oder als regensichere Sitzgelegenheiten vorgehalten werden.
Der Besucher, der sich im Gebäude befindet, soll die Größe des Baukörpers auf sich wirken lassen können. Der große Saal des Obergeschosses bietet sich daher in erster Linie als Ausstellungs- und Veranstaltungsort an. Sofern es gelingt, die oben erwähnte Schau- und Lehrwerkstatt in der Scheune einzurichten, ist eine Ausstellung alter Handwerkstechniken ein passendes Thema.
Allem voran ist jedoch eine Präsentation zur Geschichte des Klosters zu etablieren.
Auch ein Informationsbereich zu regenerativen Energien ist denkbar.
Eine sanfte Sanierung, bei der im Gebäude nur die Versorgung mit Elektroenergie ergänzt wird, lässt nur eine jahreszeitlich bedingte Nutzung für Veranstaltungen zu. Im Hinblick auf die Errichtung eines Bikerhotels ist diese Variante stimmig.
Da der erste Bauabschnitt nur die Teilsanierung zur Beseitigung der akuten Einsturzgefahr des Gebäudes beinhaltet, haben diese Maßnahmen noch keinen Einfluß auf die künftige Nutzung. Diese Fragestellung wird dann aktuell, wenn zu entscheiden ist, wie die Mauerlücke des eingestürzten Giebels dauerhaft geschlossen werden soll.
Die Nutzung des Abtshauses für kulturelle Veranstaltungen macht die Freilenkung des Schafstalles möglich, dessen stützenfreie Hallenfläche beste Lagerbedingungen bietet.
Aber auch als Museum der Landwirtschaft (Bezug zur Domäne) und des Weinbaus, oder zur Ansiedlung von historischem Handwerk (Korbmacher, Töpfer, etc.) kann er genutzt werden. Durch entsprechende Umbaumaßnahmen könnten auch andere Themen wie z.B. Erlebnis-gastronomie langfristig realisiert werden. Solche Pläne sind jedoch nur durch das Engagement eines Fremdinvestors realisierbar.
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf die Errichtung des Bikerhotels. Dieser Umbau wird als sehr aufwendig eingeschätzt. Dazu trägt u.a. die unbedingt erforderliche Asbestsanierung bei; im Erdgeschoss wurden die Wände und die Decke mit Asbestplatten als Brandschutzbekleidung versehen.
Durch das Hoch- und Tiefbauamt erfolgte eine grobe baufachliche Einschätzung der Realisierbarkeit der oben genannten Nutzungsvorschläge für die einzelnen Gebäude.
Grundsätzlich bestehen dahingehend keine Einwände. Da es sich um Umnutzungen handelt, bedarf es im Vorfeld einer bauordnungsrechtlichen Abstimmung mit der zuständigen Bauaufsichts-/ Denkmalbehörde. In den überwiegenden Fällen dürften entsprechende Bauanträge erforderlich werden.
Es ist weiterhin zu beachten, dass alle Dächer mindestens reparaturbedürftig bzw. gänzlich erneuerungswürdig sind.
Für die Betreibung der Gebäudenutzungen im Winterhalbjahr sind beheizbare Räume unumgänglich (mindestens die Aufenthalts- und Sozialräume für die Beschäftigten). Dies erfordert ein geeignetes sowie gesamtheitliches und finanzierbares Beheizungskonzept.
Die Betreiber- / Betriebskosten sind ein nicht zu unterschätzendes finanzielles Problem. Darum sollte sich jede Baumaßnahme an den zukünftig niedrigsten Folgekosten ausrichten.