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Historisches Zeitz

So vielfältig wie das Zeitzer Stadtbild, so abwechslungsreich ist seine über 1050-jährige Geschichte. Aus der einst slawischen Ansiedlung entstand die im Jahre 967 erstmals urkundlich erwähnte Bischofsstadt Cici, in der über fast 600 Jahre Bischöfe residierten.

Die aufkommende Reformationsidee fand im Zeitzer Stiftsgebiet eine große Anhängerschaft, 1542 wurde im Bistum Naumburg-Zeitz Nicolaus von Amsdorf, ein enger Freund Martin Luthers, weltweit zum ersten Male ein Bischof nach evangelischem Ritus eingesetzt. Mit dem Tode Julius' von Pflug 1564 endete das Kapitel des Bistums.

In Folge einer Erbteilung unter den Söhnen von Kurfürst Johann Georg I wurde 1657 Zeitz zum Herzogtum Sachsen- Zeitz. Die barocke Residenz Schloss Moritzburg an der Weißen Elster diente den Herzögen bis zum Jahre 1718 als Residenz.

Vor über 200 Jahren entstand ein neuer Landkreis, somit wurde Zeitz zur Kreisstadt, die sich im Zuge der Industriellen Revolution zu einer modernen Industriestadt entwickelte. Fabriken v.a. für Klaviere, Maschinen und Kinderwagen prägten das Bild der Stadt bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Die alte Dom- und Residenzstadt Zeitz ist heute eine lebens- und liebenswerte Kleinstadt mit kulturhistorischen Anziehungspunkten aus mehr als einem Jahrtausend Zeit(z)-Geschichte.

Zeit(z) der Besiedlung

Das von Thüringern bewohnte Gebiet um Saale, Unstrut und Weiße Elster wurde im 6. Jahrhundert von den Slawen, auch Wenden genannt, besiedelt. Eventuell hat auf dem Hügel der späteren Moritzburg sogar eine Königsburg gestanden. Aus der Ansiedlung im Bereich des heutigen Brühls und des Kaltefelds ging später die Stadt Zeitz hervor.

König Heinrich I. brachte Anfang des 10. Jahrhunderts das Zeitzer Gebiet unter seine militärische Hoheit, da es strategisch günstig an einer bedeutenden Kreuzung der Handelswege lag. Zur Kontrolle der Region ließ er auf dem Hügel der späteren Moritzburg einen Burgward mit hölzerner Kapelle errichten.

Um 950 begann der Mönch Boso aus dem Kloster St. Emmeram bei Regensburg, im Auftrag von Kaiser Otto I. die ansässige, vorwiegend slawische Bevölkerung zu missionieren. Dazu wurden eine nach ihm benannte Ansiedlung (Bosenrod) und eine steinerne Kirche auf einer Anhöhe errichtet. Zum Schutz des Gebietes gründete Otto I. 965 die Mark Zeitz und unterstellte sie der Gerichtsbarkeit eines Markgrafen.

Während der Synode im italienischen Ravenna beschlossen Kaiser Otto I. und Papst Johannes XIII. die Gründung des Erzbistums Magdeburg sowie der Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz. Aus dieser Urkunde vom 20. April 967 stammt die erstmalige Erwähnung von Zeitz unter dem Namen "Cici", (slawische Fruchtbarkeitsgöttin) welcher sich im Laufe der Jahrhunderte allmählich in "Zeitz" wandelte.

Zeit(z) der Bischöfe

Die Bischöfe waren fast über sechs Jahrhunderte die Herren der Stadt Zeitz. Am 20. April 967 während der Synode von Ravenna wurde die Stadt Zeitz erstmalig urkundlich erwähnt und die Stadt zum Bischofssitz erhoben. Die Weihung des ersten Bischofes, dem Benediktinermönch Hugo, fand 968 statt.

Um seine Macht zu sichern, schenkte Kaiser Otto II. Bischof Hugo I. zur Stärkung des Bistums umliegende Ländereien. Kaiser Otto III. übereignete dem Bistum 995 die restlichen Gebiete des ehemaligen slawischen Gaues Puonzowa und den Burgbezirk Crossen. Der erweiterte Grund und Boden des bischöflichen Besitzes bildete die Basis für das künftige Zeitz- Naumburger Stiftsgebiet. Im Jahre 1002 fielen die Wenden in Zeitz ein, brannten den bischöflichen Hof nieder und zerstörten große Teile der Stadt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde 1028 der Sitz des Bischofs nach Naumburg verlegt, wo die weltlichen Markgrafen Herrmann und Eckehard II. herrschten. Gleichzeitig wurde in Zeitz ein Stiftskapitel gegründet und der Bau einer Stiftskirche begonnen. Deren Krypta gilt heute als ältester erhaltener Sakralbau östlich der Saale.

Das Wirken der Bischöfe hinterließ seine Spuren im Stadtbild von Zeitz.
Es entstand das Benediktinerkloster Bosau (Posa), das Kloster St. Stephan, die 1154 erstmalig urkundlich erwähnte Michaeliskirche. Franziskanermönche bauten um 1238 in der Stadt eine Kirche und ein Kloster.

Ab 1285 residierten die Bischöfe wieder in der Zeitzer Burg, während sie im Naumburger Dom regierten. Die Bischöfe, die dem Kaiser unterstellt waren, mussten sich in der Folgezeit den immer größer werdenden Machtbestrebungen der weltlichen Fürsten erwehren. Immer wieder waren sie dazu gezwungen, ihre Selbständigkeit den Markgrafen gegenüber durch Abtritt von Gütern oder Rechten zu erkaufen.

Zeit(z) der Reformation

Beflügelt vom Reformationsgedanken Luthers und unter dem Eindruck des Deutschen Bauernkrieges kam es 1524/25 auch unter der Zeitzer Bevölkerung zu Unruhen. Die Zeitzer Stiftsregierung verbot zu Ostern 1528 sämtliche Neuerungen im Sinne der Reformationsidee wie Predigten, Taufen und Vaterunser in deutscher Sprache, Wegfall des Messopfers, Reichung des Abendmahls an Nicht-Geistliche usw.

1533 bat der Rat der Stadt Zeitz Bischof Philipp um einen protestantischen Prediger, was dieser jedoch ablehnte. 1539 eröffnete der Rat der Stadt eine evangelische Schule am Michaeliskirchhof. Julius von Pflug, seit 1532 Probst des Zeitzer Stiftskapitels, verließ daraufhin die Stadt Zeitz.

Nicolaus von Amsdorf, ein enger Freund und Wegbegleiter Martin Luthers wurde am 20. Januar 1542 in Naumburg und zwei Tage später in Zeitz als erster Bischof der Welt nach evangelischem Ritual in sein Amt eingeführt. Der Reformator selbst predigte am 22. Januar in der überfüllten Franziskanerklosterkirche. Luther besuchte Zeitz noch weitere zwei Mal, um Amsdorf in seinem Amt zu unterstützen.

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg musste Amsdorf 1547 sein Amt an den Katholiken Julius von Pflug abtreten. Mit dessen Tod 1564 endete die Zeit der Bischöfe, das Bistum Naumburg-Zeitz fiel unter die kursächsische Verwaltung. 1644 eroberten im Zuge des Dreißigjährigen Krieges schwedische Truppen die Stadt und zerstörten die einstige Bischofsburg. Zeitz zählte nach Kriegsende noch 1.500 von ehemals 6.000 Einwohnern.

Zeit(z) der Herzöge

Im September 1653 übernahm der jüngste Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. die Verwaltung des Stiftsgebietes Naumburg-Zeitz. Nach dem Tode des Vaters 1656 entstanden infolge einer testamentarisch verfügten Erbteilung die Herzogtümer Sachsen-Merseburg, Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Zeitz. Am 1. Mai 1657 übernahm Moritz die Regierungsgeschäfte seines neuen Herzogtums Sachsen-Zeitz. An Stelle der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Bischofsburg ließ er sich vom fürstlich sächsischen Landbaumeister Johann Moritz Richter ein Schloss in barockem Stil errichten, in das er am 1. Juli 1663 einziehen konnte. Durch Abtragen der Türme und barocke Innengestaltung wurde die ehemalige Bischofskirche zur Schlosskirche, dem heutigen Dom St. Peter und Paul, umgestaltet.

Nach dem Tode von Herzog Moritz im Jahre 1681 wurde dessen erst 17-jähriger ältester Sohn Moritz Wilhelm Regent des Herzogtums. Mit seinem Tod endete die Herrschaft der Herzöge von Sachsen-Zeitz.

Zeit(z) des Industriezeitalters

In der Zeit der preußischen Verwaltung wandelte sich das Bild der Stadt rasant. Während man Jahrhunderte lang von Zeitz als "Ackerbürgerstadt" gesprochen hatte, entstanden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industriellen Revolution erste Fabriken u.a. für Klaviere, Maschinenbau und Zuckerproduktion. Die Förderung von Braunkohle wurde aufgenommen. 1846 begann der Zeitzer Stellmacher Ernst Albert Näther mit der Produktion von Kinderwagen und begründete damit den späteren weltweiten Namen der Stadt Zeitz als Stadt der Kinderwagen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Zeitz an verschiedene Eisenbahnlinien angebunden, was neue Möglichkeiten für den Handel und die Produktion der Waren eröffnete.

Betrug die Einwohnerzahl der Stadt im Jahre 1816 noch ca. 6.600, stieg sie in den folgenden Jahrzehnten enorm an. Im Jahr 1900 hatte Zeitz bereits 27.558 Einwohner. Das Stadtgebiet vergrößerte sich. Es entstanden neben Wohnhäusern und Fabriken auch zahlreiche Schulen, deren imposante Gebäude auch heute noch das Stadtbild prägen. Die größere Stadt bedurfte immer mehr einer größeren Verwaltung. So entstand Anfang des 20. Jahrhunderts der neue Rathausteil mit dem 52 Meter hohen Turm, der neue Bahnhof und das Zeitzer Sommerbad.

Die wirtschaftlich bedeutende Stadt Zeitz und das unweit gelegene, 1937 bis 1939 erbaute Hydrierwerk waren während des Zweiten Weltkriegs Ziele für Luftangriffe. Glücklicherweise blieb Zeitz von wesentlichen Zerstörungen durch Bombenschäden verschont.

Nach dem Krieg wurde Zeitz der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Die größtenteils verstaatlichten Betriebe, die Tausenden Menschen Arbeit boten, waren bedeutend für die Chemie- und Bergbauregion um Halle / Leipzig. Der VEB Zekiwa entwickelte sich zu Europas größtem Produzenten von Kinderwagen.

Zeit(z) im Wandel

Zu DDR-Zeiten schenkte man dem Bau neuer Wohngebiete große Aufmerksamkeit, boten verfallene Gebäude ein erschreckendes Bild von der historischen Altstadt. Eine Entwicklung, die durch große Anstrengungen nach der deutschen Wiedervereinigung gestoppt werden konnte. Im Stadtbild zeugen viele sanierte Gebäude vom Engagement der Zeitzer Bürger und Vereine. Am Altmarkt entstand mit dem "Unterirdischen Zeitz" ein einzigartiges Führungsgangsystem unter der Altstadt. Das Rathaus, das Schloss Moritzburg und der Dom St. Peter und Paul wurden restauriert und sind bedeutende touristische Anziehungspunkte unserer Stadt, die gleichzeitig Stationen an der Straße der Romanik sind. Der zur Landesgartenschau 2004 gestaltete Schlosspark genießt über die Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf und ist zugleich Teil des Projektes "Gartenträume", das die reizvollsten Park- und Gartenanlagen Sachsen-Anhalts vereint.

Eingebettet in das attraktive Saale-Unstrut-Gebiet wird auch in der Zeitzer Region die Tradition des Weinbaus fortgeführt.

Das Erscheinungsbild der geschichtsträchtigen Stadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten hat sich gewandelt. Mit dem Wegbrechen von großen Teilen der Industrie nach 1990 verschwanden die einstigen Großbetriebe aus dem Stadtbild fast völlig. Einige erhaltene Fabrikgebäude zeugen heute noch von der Industriekultur vergangener Zeiten. Sie dienen als technische Denkmäler wie z.B. die Brikettfabrik “Herrmannschacht“. Viele kleine und mittelständische Betriebe prägen heute das wirtschaftliche Bild von Zeitz wie z.B. die modernen Anlagen der Südzucker AG, der Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH.

Nun steht die grüne Wohn- und Kulturstadt an der Weißen Elster vor einem Umbruch. Der Strukturwandel stellt für die Region nochmals eine Zeit des Wandels sowie eine große und einmalige Möglichkeit dar. Diese Chance liegt in der Schaffung neuer zukunftsfähiger Arbeitsplätze sowie der Neugestaltung der Region.