Vorlage - VII/STR/65/0674/22  

Der Stadtrat beschließt die Umsetzung eines Bürgerbaum-Programmes ab dem 01.01.2023 mit folgenden Eckpunkten:

-          Spendenhöhe mind. 400 €, Differenz zu tatsächlichen Kosten übernimmt die Stadt Zeitz

-          Aufstellen eine Holzstele mit Widmungstext

-          Würdigung am Tag des Baumes mit Übergabe einer Urkunde

Begründung:

Die Bäume in der Stadt Zeitz, grüne Wohn- und Kulturstadt an der Weißen Elster, üben einen großen Einfluss auf die Wohnqualität und Attraktivität der Stadt aus. Sie spenden Schatten, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, reduzieren die Windgeschwindigkeit und regulieren somit die gefühlten Temperaturen. Zudem verbessern sie die Luftqualität, indem sie Staub binden, Sauerstoff produzieren und CO2 speichern.

Über 18.000 Bäume stehen derzeit auf öffentlichen Flächen in der Stadt Zeitz und ihren Ortschaften. Leider sind viele dieser Bäume durch die klimatischen Veränderungen und Schädlinge in ihrer Vitalität geschwächt oder schon am Absterben.

Oft erreichen die Stadtverwaltung Angebote von Bürgerinnen und Bürgern, die einen Baum spenden möchten. Diese Spenden werden gerne entgegengenommen, jedoch existiert bisher kein leicht zugänglicher Weg, sich über Baumspenden zu informieren und Spenden zu tätigen.

Ziel

Gemäß des Leitbildes der Stadt Zeitz ist Ziel des Bürgerbaum-Programms, die Begrünung der Stadt sowie das Stadt-Klima zu verbessern sowie den Standort aufzuwerten. Durch das Programm sollen, zusätzlich zu den durch die Stadt Zeitz gepflanzten Bäumen, weitere hinzukommen, um der sich verändernde Klimasituation aktiv zu begegnen. Einwohnerinnen und Einwohner können sich unbürokratisch bei der stetig fortschreitenden Begrünung unserer Stadt engagieren und dabei mithelfen, die klimatischen Bedingungen im Stadtgebiet zu verbessern.

Zudem wird die Partnerschaft zwischen Bürgern und Stadtverwaltung gestärkt, denn Gestaltungsspielräume im unmittelbaren Lebensumfeld werden aufgezeigt und Bürgern leicht zugänglich gemacht. Das Spenden von Bäumen wird unterstützt und erleichtert.

Best practice

Fast alle Großstädte und eine Vielzahl an kleineren Städten und Gemeinden bieten ihren Einwohnern eine Möglichkeit, Bäume zu spenden oder die Gemeinde bei der Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns zu unterstützen.

Nachfolgend sind vier Beispiele aus Städten der Umgebung aufgeführt und bewertet.

Altenburg

Informationen zur Baumspende findet man über die Website der Stadtverwaltung. Dort erhält man Details zu möglichen Standorten, Baumarten, verfügbaren Stückzahlen, Ablauf der Pflanzung, Kosten einer Baumspende und Kontaktinformationen in Form eines Patenschaftsformulars. Die Auswahl der Baumstandorte erfolgt über eine Liste und daran angefügten Kartenausschnitten. Eine interaktive Karte existiert nicht. Die benötigte Spendenhöhe für eine Neupflanzung beträgt 1000 €, bei einer Neupflanzung bei städtischen Maßnahmen 500 €. Die Möglichkeit, eine Patenschaft über einen bestehenden Baum zu übernehmen, besteht mit einer Spende von 200 €. Der Pate erhält ein Schild mit seinem Namen, eine Patenschaftsurkunde und eine Spendenquittung. Die Möglichkeit bei der Pflanzung anwesend zu sein, besteht ebenfalls.

Im Zeitraum zwischen Juli 2021 und Mai 2022 hat sich die Anzahl der verfügbaren Bäume an den gleichen Standorten nicht verringert. Es scheint eine geringe Spendenbereitschaft in diesem Programm vorzuliegen.

Leipzig

Informationen zur Baumspende findet man über die Onlinepräsenz der Stadtverwaltung. Über eine interaktive Karte kann man den Standort eines bestehenden Baumes auswählen. Möchte man die Patenschaft über einen neu gepflanzten Baum übernehmen, unterbreitet einem die Stadtverwaltung einen Vorschlag aus dem aktuellen Pflanzprogramm. Der Mindestbetrag einer Patenschaft beträgt 250 €. Der Patenbaum erhält eine Eichenstele mit einem gravierten Schild. Den persönlichen Widmungstext kann man im Formblatt individualisieren. Zudem erhält der Pate ein Zertifikat mit dem Widmungstext, dem Lageplan und der Beschreibung des Patenbaums.

Anhand der großen Anzahl an reservierten und vergeben Patenbäumen lässt sich eine hohe Attraktivität des Programms und eine beträchtliche Spendenbereitschaft erkennen.

Eisenach

Auf der Website der Stadt Eisenach findet man Informationen zu Spenden, Ablauf und ein Spendenformular. Der Mindestbetrag für eine Baumpflanzung beträgt 1000 €. Man erhält eine Urkunde, eine Quittung und ein individualisiertes Schild für den Baum. Spenden unter dem Mindestbetrag werden gesammelt und für Baumpflanzungen der Stadt benutzt. Die Auswahl eines Wunschstandortes ist nicht möglich, Informationen zu ehemaligen Pflanzaktionen und eine Kartenübersicht sind ebenfalls nicht vorhanden.

Eine hohe Spendenbereitschaft von Privatpersonen ist nicht zu entnehmen, jedoch gab es Großspenden von Unternehmen.

Magdeburg

Informationen zur Baumspende findet man über die Onlinepräsenz der Stadtverwaltung. In einer interaktiven Karte kann man jegliche Standorte von vergebenen, reservierten und freien Patenbäumen auswählen. Eine Reservierung kann man direkt über ein integriertes Formular abgeben. Die Kosten einer Patenschaft bei Neupflanzung betragen hier 320 €. Auf Wunsch kann der Baumpate eine Urkunde erhalten und der Baum mit einem Spendenbaumschild versehen werden. Die Anwesenheit bei der Pflanzung ist aus organisatorischen Gründen hier nicht möglich.

Anhand der großen Anzahl an reservierten und vergeben Patenbäumen lässt sich eine hohe Beteiligung am Programm erkennen.

Aus diesen Beispielen lässt sich folgende Tendenz ableiten:

Je geringer der Mindestbetrag und je zugänglicher das Programm gestaltet ist, umso höher ist die Spendenbereitschaft und Beteiligung der Bürger. So sind die Programme von Leipzig und Magdeburg, welche über eine niedrige Mindestspende von ca. 300 € und einer attraktiv und einfach zu navigierenden Website verfügen, besser frequentiert, als die Programme von Altenburg und Eisenach. Ein hoher Mindestbetrag wirkt sich negativ auf die Spontanität von Einzelpersonen aus, Unternehmen sind davon weniger beeinflusst.

Umsetzung

Die Umsetzung des Bürgerbaum-Programms in Zeitz soll folgendermaßen durchgeführt werden.

Gemäß des Leitbildes der Stadt Zeitz ist Ziel des Bürgerbaum-Programms, die Begrünung der Stadt sowie das Stadt-Klima zu verbessern sowie den Standort aufzuwerten.

Spenden unter 400 € werden auf einem Konto für Baumspenden gesammelt und bei der Finanzierung von Neupflanzungen und der Pflege von Bürgerbäumen verwendet.

Ab einer Spendenhöhe von 400 € erhält der Spender eines Bürgerbaums eine Urkunde mit Namen und Standort des Baumes sowie einer individualisierten Widmung. Am Patenbaum wird eine Stele mit Schild und individueller Gravur angebracht.

Die Stadt formuliert einen Widmungstext als Vorschlag. Individuelle Anpassungen sind möglich.

Stichtage für die Anmeldung eines Bürgerbaumes sind der 31. März und 30. September des laufenden Jahres, weil die Pflanzungen müssen geplant werden und erfolgen im anschließenden Herbst oder Frühjahr. Es besteht sowohl die Möglichkeit, Pflanzungen, die bereits von der Stadt geplant sind, zu unterstützen, als auch eigenständige Neupflanzungen am Wunschstandort umzusetzen.

Der Termin zur Pflanzung des Baumes erfolgt in Absprache mit den Spendenden. Die Stadt begrüßt es sehr, wenn der Spender bei der Baumpflanzung persönlich anwesend ist.

Der gespendete Baum ist Eigentum der Stadt Zeitz. Sie ist für die Verkehrssicherungspflicht und Pflege des Baumes verantwortlich.

Sollte der Wunsch des Spenders an einer weiteren Pflege der Baumscheibe bestehen, wäre dies problemlos über das Baumpaten-Pflege-Programm möglich.

Würdigung

Eine öffentliche Würdigung der Spender von Bürgerbäumen erfolgt jedes Jahr am "Tag des Baumes", dem 25. April auf einer Dankesveranstaltung sowie über die offiziellen Kanäle der Stadt Zeitz. Auf der Dankesveranstaltung erhalten die Spender des Vorjahres die Urkunde zu ihrem Bürgerbaum. Bei Nichtteilnahme wird die Urkunde zugesandt.

Öffentlichkeitsarbeit

Auf der Website der Stadt ist das Programm leicht zu finden. Dort sind alle notwendigen Informationen, Kontaktpersonen sowie das Spendenformular hinterlegt.

Das Spendenformular dient zur Interessenbekundung und beinhaltet Kontaktinformationen des Paten, Informationen über die gewünschte Spendenhöhe und dem Baumstandort. Die Art des Baumes ist standortabhängig. Die Stadtverwaltung steht hier beratend zur Seite. Ein Entwurf des Widmungsschildes kann im Spendenformular auch direkt bearbeitet werden.

Um die Spendenbereitschaft zu erhöhen, muss das Bürgerbaumpaten-Programm weitläufig bekannt gemacht werden. Zielgruppen sind Privatpersonen, Vereine und Firmen, die ihre Jubiläen und Erfolge in Form von Baumpflanzungen im öffentlichen Raum verewigen können. Viele Anlässe wie Hochzeiten, Geburten, Jugendweihen etc. bieten eine Möglichkeit, Erinnerungen dauerhaft und nachhaltig zu verfestigen.

Um potentielle Baumpaten rechtzeitig über anstehende Neupflanzungen und geplante Pflanzprojekte zu informieren, wird das Bürgerbaum-Programm sowohl bei städtischen Veranstaltungen als auch über die offiziellen Kanäle der Stadt beworben.

Technische Voraussetzung

Um die Spendenbereitschaft zu erhöhen, sollte die Interaktive Karte mit dem offiziellen Baukataster verknüpft werden. Dadurch werden die verfügbaren Standorte sichtbar und leicht auswählbar gemacht. Bis dahin werden ausgewählte, verfügbare Standorte in der interaktiven Karte dargestellt. Selbstverständlich ist es möglich, sich nach weiteren Standorten zu erkundigen.

Finanzierung

Die durchschnittlichen Kosten einer Neupflanzung belaufen sich derzeit einschließlich Herstellungspflege (z. B. Wässern) auf ca. 800 €. Mit einer Spende von mindestens 400 € spart die Stadt die Hälfte der Pflanzkosten ein und wird beträchtlich finanziell entlastet.

Da ein zu hoher Mindestbetrag die Spendenbereitschaft wahrscheinlich fallen lässt, ist ein Teil der anfallenden Kosten von der Stadt zu Tragen. Dieser Anteil sinkt natürlich, wenn sich Spender bereit erklären, einen höheren Betrag zu spenden.

Damit Spenden getätigt werden können, wird ein entsprechendes Spendenkonto eingerichtet. Zudem müssen Spendenbescheinigungen erstellt werden können.

Hierzu wären ab 2023 ein Einnahmekonto von 4.000 € und ein Ausgabekonto von 8.000 € notwendig. Mit diesen Mittel wären 10 Baumspenden im Jahr zu finanzieren.

Für die Umsetzung des Programmes würden somit Mehrkosten in Höhe von maximal 4.000 € anfallen. Demgegenüber steht der Mehrwert einer schöneren Begrünung und eines verbesserten Stadtklimas.

Die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung begleiten und unterstützen die Spender.

1. Finanzielle Auswirkungen

2. Entspricht den Vorgaben des ISEK

Ja    Nein   nicht einschlägig

3. Entspricht den Vorgaben des Leitbildes

Ja    Nein   nicht einschlägig

4. Entspricht den Vorgaben des HKK

Ja    Nein   nicht einschlägig