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Gedenkveranstaltung am 18. August zur Erinnerung an die Selbstverbrennung von Pfarrer Oskar Brüsewitz

Pressemeldung der Stadt Zeitz vom 14.08.2023

Oskar Brüsewitz kam 1954 nach Weißenfels und konvertierte hier zum christilichen Glauben. Bevor er 1964 die Predigerschule Wittenberg besuchte, arbeitete er im erlernten Beruf als Schuhmacher, zog zwischenzeitlich mit seiner Familie nach Weißensee und nahm auch hier aktiv am Gemeindeleben teil und beteiligte sich an der Jugendarbeit. Seine ungewöhnlichen Aktionen verursachten schon damals Konflikte mit Staat und Mitgliedern des Gemeindekirchenrates.

1970 in Wernigerode ordiniert, wurde Brüsewitz anschließend Pfarrer in Rippicha. Seine Jugendarbeit und symbolische Protestaktionen zogen sowohl positive Resonanz als auch rigide staatliche Repression nach sich. Zudem lehnten ihn einige Glaubensbrüder, wegen seiner unkonventionellen Methoden, ab. 1976 legte die Kirchenleitung Brüsewitz nahe, einem Pfarrstellenwechsel zuzustimmen oder in den Westen überzusiedeln.

Am 18. August 1976 stellte Oskar Brüsewitz vor der Michaeliskirche in Zeitz zwei Plakate auf das Dach seines Autos, auf denen er mit den Sprüchen „Funkspruch an alle – Funkspruch an alle – Wir klagen den Kommunismus an wegen Unterdrückung der Kirchen in Schulen an Kindern und Jugendlichen“ sowie „Funkspruch an alle – Funkspruch an alle – Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an! Wegen Unterdrückung der Kirchen in Schulen an Kindern und Jugendlichen“, das damailge DDR Regime anklagte.

Anschließend übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Die Aktion dauerte nur kurz, denn schnell wurden die Plakate von Mitarbeitern der Staatssicherheit weggerissen und der schwer verletzte Brüsewitz anschließend abtransportiert. Am 22. August 1976 erlag er den Verbrennungen im Bezirkskrankenhaus Halle-Dölau, ohne dass ihn seine Familie besuchen durfte. Die DDR stellte die Selbstverbrennung als Tat eines krankhaft veranlagten Menschen hin. Brüsewitz selbst teilte in einem Abschiedsbrief mit, dass dies kein Selbstmord sondern eine politische Aktion gewesen sei.

In der Bundesrepublik wurde am ersten Todestag im Jahre 1977 von der Paneuropa-Union ein Brüsewitz-Zentrum in Bad Oeynhausen zur Dokumentation von Repressionen und Unterstützung der Opposition in der DDR gegründet. 1991, zum 15. Todestag, wurde vom Brüsewitz-Zentrum eine Ausstellung im Schloss Moritzburg eröffnet und vor der Michaeliskirche eine Gedenkstelle errichtet, an welcher seitdem das jährliche Gedenken an Oskar Brüsewitz stattfindet.

In diesem Jahr jährt sich die Aktion des Pfarres zum 47. Mal. Zusammen mit der evangelischen Gemeinde lädt die Stadt Zeitz deshalb am Freitag, den 18. August zum Gedenken an Oskar Brüsewitz ein. An der Brüsewitzstele werden um 11.55 Uhr die Glocken läuten, bevor Pfarrer Werner Köppen die Gedenkveranstaltung eröffnet und alle Anwesenden Blumen und Kerzen niederlegen und dem Pfarrer gedenken können.

Der Zeitzeuge und damalige Pfarrer der Michaeliskirche Pfarrer i.R. Dieter Ziebarth wird danach seine Ansprache halten und dabei über die Geschehnisse und persönlichen Erfahrungen mit Oskar Brüsewitz sprechen. Auch die jüngste Tochter von Oskar Brüsewitz, Pastorin Esther Fröbel, wird an diesem Gedenktag vor Ort sein und gemeinsam mit allen Gästen ein Gebet sprechen.

Autor: Lars Werner, Pressesprecher, 14.08.2023 
Quelle: Stadt Zeitz